Sonntag, 6. März 2016

Natriummangel bei älteren Menschen

Natriummangel


Abbildung: Durchschnittliche Verteilungs- und Umsatzwerte von Natrium im Körper einer erwachsenen PersonNach: Boron / Boulpaep, Medical Physiology, 1st ed. Saunders 2003


Ältere Menschen leiden häufig unter einem Natriummangel. Die Ursache: altersbedingte körperliche Veränderungen, zu salzarmes Essen - und Medikamente.
Mehrmals wurde die alte Frau mit Symptomen eines Hirnschlags ins Spital eingeliefert. Sie litt unter Schwindel, Seh-und Sprachstörungen. Doch die medizinischen Abklärungen ergaben nie eine Beeinträchtigung des Gehirns. Erst bei der dritten Einlieferung fanden die Ärzte heraus, dass die Frau keinen Hirnschlag hatte, sondern an Salzmangel litt.


Symptome werden häufig nicht sofort erkannt

«Die Symptome für einen Natriummangel sind meist nicht eindeutig und werden deshalb nicht immer sofort erkannt», erklärt Thomas Münzer, Oberarzt am Bürgerspital St. Gallen. Zu den beschriebenen Anzeichen können Muskelschwäche, Mattigkeit und Verwirrtheit hinzukommen.

Bei einem Natriummangel gerät das Verhältnis von Wasser und Natrium aus dem Gleichgewicht. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Ingo Füsgen, ärztlicher Direktor der Geriatrischen Kliniken in Wuppertal (D), schätzt, dass es bei den über 75-Jährigen beinahe jeder Zehnte ist. «Dazu gehören nicht nur Heimbewohner, sondern vor allem auch ältere Menschen, die noch selbständig zu Hause leben», betont Münzer.

Ein Natriummangel kann verschiedene Ursachen haben. Vor allem hängt er mit altersbedingten Veränderungen zusammen. Während das Körpergewicht eines jungen Menschen zu rund 60 Prozent aus Wasser besteht, sind es bei älteren nur noch 50 Prozent. Folge: «Bei älteren Menschen ist der Flüssigkeitshaushalt anfällig für Störungen», so Füsgen. 

Der Mechanismus, der den Salzgehalt des Blutes reguliert, ist nicht mehr so zuverlässig. Und die Niere führt mit zunehmendem Alter immer weniger Natrium zurück in den Blutkreislauf.

Aber auch viele Medikamente können zu einem Salzmangel führen, weil sie die Ausscheidung von Natrium fördern. So nahm die vermeintliche Hirnschlagpatientin allabendlich eine kleine Dosis eines Neuroleptikums, um besser schlafen zu können. «Bei anderen Patienten ist es die Kombination von mehreren Medikamenten, die zu Salzmangel führt», sagt Thomas Münzer.


Salz: Einfluss auf Blutdruck geringer als vermutet

Wichtig für einen ausgeglichenen Natriumhaushalt ist die Ernährung. «Viele ältere Menschen haben Angst, Salz zu verwenden, weil sie einen negativen Einfluss auf den Blutdruck befürchten», erklärt Münzer. 

Beide Experten raten aber von einer generellen Salzreduktion ab. Salzarmes Essen schmecke den meisten nicht, sie verlören dadurch den Appetit. Die Folgen einer Mangelernährung sind schwerwiegend. Füsgen betont, dass der Salzkonsum weniger Einfluss auf den Blutdruck habe, als man lange Zeit geglaubt habe. 

Wichtiger sei regelmässige körperliche Aktivität, ein normales Gewicht und ein geringer Alkoholkonsum.


Medikamente, die bei langem Gebrauch zu Natriummangel führen können:
- Abführmittel
- Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe)
- Blutdruckmittel (ACE-Hemmer)
- Entwässerungsmittel (Diuretika)
- Mittel gegen Übersäuerung und Sodbrennen (Antazida)
- Medikamente gegen Epilepsie
- Medikamente gegen Depressionen (trizyklische und neuere Mittel)
- Entzündungshemmer
- Neuroleptika
- Rheumamittel (NSAR)


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